Über die Vorteile einer Heiratsvermittlerin

Jetzt habe ich endlich meine romantische Ader entdeckt, werdet ihr sicher denken. In diesem Artikel soll es nämlich hauptsächlich um einen Weg gehen, wie in der heutigen Zeit Ehen oder eheähnliche Beziehungen (im Folgenden einfach nur „Partnerschaft“ genannt) zustande kommen können, welche für beide Seiten erfüllend seien und nach Möglichkeit ein Leben lang halten. Dass dies nicht selbstverständlich ist, beweist in Deutschland z.B. eine Scheidungsquote von knapp fünfzig Prozent[1].  Dieses Thema hat nämlich bei weitem nicht nur mit Romantik und Liebe zu tun – es ist ein großer Fehler der heutigen westlichen Kultur, davon auszugehen. Ich werde daher zunächst allgemein etwas über Arten der Partnerfindung und dabei auftretende Probleme schreiben, bevor es dann darum geht, wie Heiratsvermittlerinnen[2] diese Probleme lösen könnten.

Eine kleine Anmerkung noch: Da ich es aus stilistischen Gründen ablehne, zu „gendern“, kann eine unter dem männlichen Grundbegriff bezeichnete Person in diesem Text – Partner z.B. -immer auch weiblich sein. Die weibliche Form dieser Begriffe, in diesem Falle Partnerin(nen), wird hier nur verwendet, wenn es wirklich ausschließlich um Frauen geht[3].

 

Arten der Partnerfindung und mögliche Probleme dabei

In früheren Zeiten – in nichtwestlichen Kulturen ist dies teilweise bis heute so – bestimmten die Familien sowie teilweise auch professionelle Heiratsvermittler die Ehepartner ihrer Kinder, die nur begrenzt die Möglichkeit hatten, sich ihren Ehepartner auszusuchen – wenn überhaupt. Ganz ohne Ehepartner zu bleiben, war unüblich bis unvorstellbar und der gesellschaftliche Druck zur Heirat groß. Man misstraute aber einem so irrationalen Gefühl wie der Liebe und wollte Ehen lieber rational planen – zum Wohle für alle Beteiligten[4], denn es war auch für die Eltern sehr wichtig, geeignete Ehepartner für ihre Kinder zu finden – häufig auch aus finanziellen Gründen.

Heute hingegen ist die Partnersuche eine rein individuelle Angelegenheit und der einzige Grund für die Wahl des Partners ist meist der, in ihn verliebt zu sein. Findet man die (vermeintlich) große Liebe, welche natürlich auch erst mal erwidert werden muss, nicht, bleibt man eben Single oder versucht, seinem Glück in Single-Foren im Internet ein wenig nachzuhelfen. Auch dies ist in der heutigen Zeit ebenso wenig ein Problem, wie unverheiratet zusammenzuleben. Diese Entwicklung hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Es ist erst einmal gut, wenn man selbst entscheiden kann, ob, und wenn ja, mit wem man zusammenleben wolle. Blöd ist aber, wenn die Wahl ausschließlich nach einem so irrationalen und unbeständigen Gefühl wie Liebe[5] getroffen wird. Die Menschen mögen sich früher in vielen Dingen geirrt haben, aber sie hatten eindeutig Recht mit ihrer Skepsis der romantischen Liebe gegenüber. Liebe befähigt meist nicht unbedingt dazu, rational zu denken[6]. Sie ist am Anfang nicht mehr als eine besonders starke Form sexuellen Verlangens. Natürlich kann sich daraus die Liebe entwickeln, welche für eine stabile und glückliche Partnerschaft notwendig ist, aber das muss eben längst nicht immer der Fall sein. In Deutschland werden, wie bereits erwähnt, derzeit knapp fünfzig Prozent aller Ehen geschieden und wer weiß, wie viele Ehepartner den Scheidungsantrag nur der Kosten wegen scheuen. Dies zeigt eindeutig, dass mit dem heutigen Modell von Partnerschaft etwas nicht stimmt. Nur, weil ich in eine Frau verliebt bin, heißt das noch lange nicht, dass sie als Partnerin für mich in Frage käme.

Es gibt aber noch etwas, was in der heutigen Zeit hinsichtlich Partnerschaften falsch läuft: Viele Menschen, darunter auch meine Wenigkeit, sind kaum dazu in der Lage, sich selbstständig einen Lebenspartner zu suchen. Ich als Autist z.B. verstehe kaum etwas von ungeschriebenen sozialen Regeln und nonverbaler Kommunikation. Es hat sich im Laufe meines Lebens oft gezeigt, dass meine Vorstellungen über das Zustandekommen von Beziehungen in vielerlei Hinsicht komplett falsch und naiv gewesen sind. Bei der individuellen Partnersuche übernimmt meist der Mann die aktive Rolle und es wirkt sich daher alles andere als günstig aus, wenn Mann keine Ahnung hat, wie Mann sich einer Frau auf sozial akzeptable Art und Weise nähern kann. Außerdem lernen sich potentielle Partner heutzutage meist auf Partys und anderen festlichen Anlässen kennen, auf welchen es unsereins aber eindeutig zu laut ist und welche wir daher meiden[7]. Selbst, wenn wir uns auf ihnen aufhalten, sind wir nur gestresst und meist nicht dazu in der Lage, soziale Kontakte auf hohem Niveau zu knüpfen. Dieses Problem habe ich nicht allein, es ist typisch für männliche Autisten. Bei weiblichen Autisten stellt sich dieses Problem weniger gravierend, da Frauen zum einen kommunikativer sind als Männer und Autistinnen da meist keine Ausnahme machen. Zum anderen haben sie im Unterschied zu männlichen Autisten den Vorteil, erobert zu werden. Allerdings scheinen viele weibliche Autisten psychisch kranke Männer magisch anzuziehen. Daraus resultierende Beziehungen scheitern in der Regel und sind mit Erfahrungen verknüpft, auf welche Frau eigentlich ganz gut verzichten kann. Auch weiblichen Autisten fehlen eben grundlegende soziale Fähigkeiten, u.a. häufig die, den potentiellen Partner genau genug einzuschätzen.

Es gibt aber auch zahlreiche weitere Gründe dafür, warum Menschen nicht in der Lage sind, sich selbständig auf Partnersuche zu begeben. Dies sind u.a. bestimmte Behinderungen (Autismus ist nur eine davon), psychische Erkrankungen, traumatische Erfahrungen in der Kindheit, aber auch das Leben an einem sehr abgelegenen Ort oder, gerade bei alleinerziehenden Elternteilen, schlicht der Mangel an Zeit und auch das Misstrauen potentiellen Partnern gegenüber, die ja nicht nur gut zu ihnen selbst, sondern auch zu den schon vorhandenen Kindern passen müssen. Gerade in Single-Foren wimmelt es aber nur so von Betrügern, die z.B. vorgeben, Single zu sein, in Wahrheit aber verheiratet sind und nur auf der Suche nach einem kleinen Abenteuer. Auf das Beispiel Autismus bin ich nur eingegangen, weil es mich persönlich besonders betrifft und ich daher darüber am meisten sagen kann.

 

Vorteile einer Heiratsvermittlerin

Eine Heiratsvermittlerin, die ihre Arbeit wirklich gut machte, könnte vor allem jenen Menschen, die Probleme bei der individuellen Partnersuche haben, helfen.  In den USA[8] und Israel gibt es tatsächlich Heiratsvermittler, die u.a. Behinderten und Alleinerziehenden bei der Partnerschaftssuche helfen. Das kostet erst einmal eine nicht unerhebliche Summe Geldes. In den USA sind das meist ca. zweitausend Dollar, in Einzelfällen auch deutlich mehr. Zum einen muss die Heiratsvermittlerin ja auch von irgendetwas leben und zum anderen garantiert das, dass wirklich nur solche Menschen das Angebot annehmen, die wirklich auf der Suche nach einer Partnerschaft sind und nicht etwa nach aufregenden, sexuellen Seitensprüngen.

Es folgt anschließend ein persönliches Gespräch mit der Heiratsvermittlerin, damit diese sich einen persönlichen Eindruck vom jeweiligen Kunden machen könne. In diesem Gespräch geht es um seine Hobbys, dem, was ihm an einem potentiellen Partner wichtig wäre etc. Anschließend nimmt die Heiratsvermittlerin die Daten des Kunden in ihre Datenbank auf und durchsucht selbige daraufhin nach passenden Kandidaten. Hat sie zwei Kandidaten gefunden, die zueinander passen könnten, lädt sie beide zu einem persönlichen Gespräch unter ihrer Aufsicht ein. Durch eine geschickte Gesprächsführung lenkt sie die Aufmerksamkeit der Kandidaten auf mögliche Probleme einer Partnerschaft zwischen ihnen. Dabei kann es sich um ungewöhnliche Vorlieben handeln, gescheiterte Beziehungen, welche noch nicht ganz verwunden sind, psychische Probleme etc. etc. Es ist wichtig, dass derartige Dinge möglichst früh auf den Tisch kommen, um die Gefahr eines späteren Scheiterns der Beziehung so gering wie nur irgend möglich zu halten. Natürlich dürfen die potentiellen Partner einander auch nicht ausschließlich im „allerschwärzesten“ Lichte vorgestellt werden. Hier muss die Heiratsvermittlerin die Balance halten können. Gleichzeitig darf man als Kunde da natürlich auch nicht allzu eitel sein und sollte einen Blick auch für seine eigenen Fehler haben, aber das ist sowieso eine grundlegende Voraussetzung für eine gute Partnerschaft.

Nach dem Gespräch entscheiden sich die Kandidaten, ob sie weitere Gespräche wollen oder eben nicht. Es kann durchaus sein und ist sogar wahrscheinlich, dass weit mehr als ein Versuch notwendig sei, bis ein Kandidat endlich glücklich vergeben ist und man muss als Kunde dabei natürlich viel Geduld mitbringen. Dabei können sicherlich einige Jahre ins Land gehen, aber schließlich geht es um eine Beziehung, welche ein Leben lang halten soll.

Ich bin im Internet, u.a. dank der Hilfe eines Kommilitonen, auf einen Ausschnitt des Dokumentarfilms „Do You Beliefe in Love“ gestoßen, welchen ihr hier auch sehen könnt[9]. In dieser Doku wird die Arbeit der israelischen Heiratsvermittlerin Tova Shamsion ein Jahr lang begleitet. Sie sagt u.a., nicht an Liebe zu glauben, was angesichts ihres Berufs erst einmal komisch klingt. Aber wenn sie wirklich an die romantische Liebe so glaubte, wie das in der westlichen Kultur der Fall ist, müsste sie sich wohl einen anderen Beruf suchen, weil sie dann glauben müsste, es fände sich mit der Zeit schon von allein für jeden die wahre Liebe. Stattdessen legt sie unbedingt Wert auf die Feststellung, dass in einer funktionierenden Partnerschaft Kompromisse auf beiden Seiten viel wichtiger seien, als Liebe, womit sie meiner Meinung nach unbedingt Recht hat[10].

Im Trailer sieht man Tova bei einem solchen ersten persönlichen Gespräch. Auch an anderen auf Youtube verfügbaren Ausschnitten der Doku wird auch deutlich, dass einige der von ihr vermittelten Behinderten ohne sie wohl niemals einen Partner gefunden hätten. Als behinderter Mensch hat man sein Leben lang schon mit genügend Einschränkungen zu kämpfen, warum sollte man da auch noch aufs Glück einer lebenslangen Partnerschaft verzichten müssen?

Aber nicht nur für Behinderte wären Heiratsvermittler wichtig. Wie bereits oben angedeutet, ist es auch für Alleinerziehende wünschenswert, einen neuen Partner zu bekommen, der nicht nur mit dem übriggebliebenen Elternteil, sondern auch mit den Kindern gut zurechtkomme. Abgesehen davon können Heiratsvermittler aber für jeden eine Unterstützung sein, der sich von der Liebe nicht ganz blind machen lassen möchte. Auch frisch verliebte Paare könnten unter Umständen ungemein von einem Gespräch mit einer Heiratsvermittlerin profitieren. Eine Heiratsvermittlerin könnte auch helfen, wenn jemand zwar einen Kandidaten für eine Partnerschaft im Auge hat, aber nicht weiß, wie er mit diesem in Kontakt treten soll. Es wäre weiterhin natürlich auch naheliegend, die Berufe des Paartherapeuten und der Heiratsvermittlerin miteinander zu vereinen. Der Möglichkeiten gibt es sicherlich noch viele weitere. Ich hoffe, es ist klar geworden, dass es Heiratsvermittler nicht nur in Israel und den USA geben sollte.

Karl Hollerung

[1] http://www.welt.de/politik/deutschland/article111470452/Die-Ehe-hat-nur-noch-eine-Fifty-fifty-Chance.html

[2] Für diese Arbeit eignen sich Frauen meines Erachtens im Durchschnitt wesentlich besser als Männer, da dafür ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen nötig ist, welches bei Frauen im Durchschnitt einfach mal sehr viel stärker ausgeprägt ist. Daher werde ich im Folgenden die weibliche Form verwenden.

[3] Ich persönlich würde die Einführung eines kollektiven Neutrums für solche Fälle begrüßen, aber ein solches ist in der deutschen Sprache nun einmal nicht vorhanden und „der Partner/die Partnerin“ zu schreiben, sieht einfach nur scheiße aus.

[4] Und dies in Zeiten, in welchen Menschen allgemein viel irrationaler dachten, als dies heute der Fall ist. Irgendwie faszinierend…

[5] Hier ist die partnerschaftliche Liebe gemeint, welche natürlich nicht die einzige Art der Liebe ist. Ich habe mich darüber im Artikel „über die Evolution der Liebe“, welcher ebenfalls auf diesem Blog zu finden ist, ausführlicher ausgelassen.

[6] Es heißt nicht ohne Grund, dass Liebe blind mache.

[7] Ein Mittel dagegen könnte Alkohol sein, so ketzerisch sich das erstmal auch anhöre. Er scheint zu bewirken, dass Autisten mit den Reizüberflutungen auf Partys besser umgehen können. Aber nicht für jeden Autisten ist Alkohol geeignet. Ich persönlich finde den Gedanken unerträglich, dabei die Kontrolle über mich selbst und meinen Verstand zu verlieren, außerdem finde ich den Geschmack von Alkohol einfach widerlich.

[8] Siehe hierzu: http://www.nytimes.com/2007/09/30/fashion/weddings/30FIELD.html?pagewanted=1&ei=5087&em&en=2dc829b24a2e2e75&ex=1191297600&_r=0

[9] Für diejenigen unter euch, die Hebräisch können, gibt es auch einen erweiterten Ausschnitt der Doku mit hebräischen Untertiteln, in welcher dieses Gespräch aber ebenfalls vorkommt: https://www.youtube.com/watch?v=d4vzcZps-pE

[10] Auch wenn es ohne ein gewisses Maß an Liebe natürlich auch keine erfüllte Partnerschaft geben kann.

Karl Hollerung

[1] Für diese Arbeit eignen sich Frauen meines Erachtens im Durchschnitt wesentlich besser als Männer, da dafür ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen nötig ist, welches bei Frauen im Durchschnitt einfach mal sehr viel stärker ausgeprägt ist. Daher werde ich im Folgenden die weibliche Form verwenden.

[2] Ich persönlich würde die Einführung eines kollektiven Neutrums für solche Fälle begrüßen, aber ein solches ist in der deutschen Sprache nun einmal nicht vorhanden und „der Partner/die Partnerin“ zu schreiben, sieht einfach nur scheiße aus.

[3] Und dies in Zeiten, in welchen Menschen allgemein viel irrationaler dachten, als dies heute der Fall ist. Irgendwie faszinierend…

[4] Hier ist die partnerschaftliche Liebe gemeint, welche natürlich nicht die einzige Art der Liebe ist. Ich habe mich darüber im Artikel „über die Evolution der Liebe“, welcher ebenfalls auf diesem Blog zu finden ist, ausführlicher ausgelassen.

[5] Es heißt nicht ohne Grund, dass Liebe blind mache.

[6] http://www.welt.de/politik/deutschland/article111470452/Die-Ehe-hat-nur-noch-eine-Fifty-fifty-Chance.html

[7] Ein Mittel dagegen könnte Alkohol sein, so ketzerisch sich das erstmal auch anhöre. Er scheint zu bewirken, dass Autisten mit den Reizüberflutungen auf Partys besser umgehen können. Aber nicht für jeden Autisten ist Alkohol geeignet. Ich persönlich finde den Gedanken unerträglich, dabei die Kontrolle über mich selbst und meinen Verstand zu verlieren, außerdem finde ich den Geschmack von Alkohol einfach widerlich.

[8] Siehe hierzu: http://www.nytimes.com/2007/09/30/fashion/weddings/30FIELD.html?pagewanted=1&ei=5087&em&en=2dc829b24a2e2e75&ex=1191297600&_r=0

[9] Für diejenigen unter euch, die Hebräisch können, gibt es auch einen erweiterten Ausschnitt der Doku mit hebräischen Untertiteln, in welcher dieses Gespräch aber ebenfalls vorkommt: https://www.youtube.com/watch?v=d4vzcZps-pE

[10] Auch wenn es ohne ein gewisses Maß an Liebe natürlich auch keine erfüllte Partnerschaft geben kann.

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